Was lange währt …
Wenn man schon etwas länger aus einem handwerklichen Beruf ausgestiegen ist, hat es Vorteile, wenn man Möbel oder andere Gegenstände für Menschen herstellt, die einem wohlgesonnen sind und in Kauf nehmen, dass alles etwas länger dauert.
Im Folgenden handelt es sich um den Bau von zwei Badmöbel-Elementen, die ich vor ca. drei (!) Jahren den lieben Eltern meines Freundes zu Weihnachten schenkte. Ich verlor wohl damals etwas aus dem Blick, dass mir das einst routinierte Arbeiten nicht mehr so leicht von der Hand geht wie früher. Hinzu kamen äußere Widrigkeiten, z.B. ein kaputter Lastenaufzug beim Plattenliefern, zwei Operationen wegen eines Fahrradunfalls. Und zwischendurch fehlte es auch manchmal an Motivation.
Aber nun ist alles vollbracht – fertiggestellt, geliefert und montiert:
Standregal:
Das Standregal ist aus 10 mm-MDF-Platte konstruiert und hat die Außenmaße 2050 x 650 x 400 (H x B X T). Rück- und Seitenwand sind mit der unteren Auflageplatte und kleiner Seitenwand verschraubt. Der Rollcontainer aus 18 mm-MDF-Platte ist auf Gehrung verleimt, hat einen eingenuteten Boden und läuft auf Kastenrollen (wird häufig für Bettkastenelemente verwendet). Die Fachböden aus 18 mm-Multiplex Birke sind bündig mit der Außenkante, springen jedoch um 10 cm von der Vorderkante zurück, um sowohl die Statik als auch die Optik zu verbessern. Die Multiplex-Elemente sind das verbindende Element der Möbelstücke, da sie die Optik des Hängeregals wieder aufnahmen.
Die Oberflächenbehandlung hat mich fast an den Rand eines Nervenzusammenbruchs geführt, da nach Auftragen der Grundierung der Lack (Buntlack, hochglänzend) nicht haftete, und ich mehrere Zwischenschliffe durchführen, was enorm viel Zeit in Anspruch nahm. Aus Qualitätsgründen hatte ich mich für eine „Schöner Wohnen“-Farbe entschieden. Anscheinend war die Farbe zu lange im Baumarkt gelagert worden oder ich hatte sie bereits zu lange liegen, da Temperaturverhältnisse und Untergrundbeschaffenheit optimal waren. Eine freundliche kompetente Baumarkt-Mitarbeiterin versicherte mir, alles richtig gemacht zu haben und riet mir, eine neue Farbe zu kaufen. Da ich bereits mächtig gefrustet war, kaufte ich eine stinknormale Hausmarke, obwohl ich schon schlechte Erfahrungen mit ihr gemacht hatte, aber – siehe da – der Lack hielt.
Da die Werkstatt, in der ich arbeite, keinen Lackierraum bzw. eine Absauge hat, ist die Oberfläche nur semi-gut, aber akzeptabel.
Was ich bei meinen diversen Baumarkt-Besuchen lernen konnte, dass Schaumstoffrollen ungeeignet sind, da sie beim Lackieren Blasen werfen.
Hängeregal:
Das Hängeregal hat mich eindeutig weniger Lebenszeit gekostet, lediglich das Verleimen (allein!) war anspruchsvoll.
Komplett aus Multiplex Birke gefertigt, der Korpus aus 18 mm-Platte, die Schubkästen aus 10 mm-Platte, mit den Außenmaßen 800 x 1360 x 150
(H x B x T). Das Möbelstück ist vertikal geteilt: auf der rechten Seite befindet sich der beleuchtete Spiegel mit Ablagefläche, auf der linken Seite Schubkästen und Ablageebenen. Die Abstände zwischen den Fachböden betragen ca. 300 mm.
Der Korpus ist gedübelt. Die Schubkästen sind, wie der Rollcontainer, auf Gehrung geleimt und mit einem eingenuteten Boden versehen. Der Halbloch-Ausschnitt zum Auf- und Zuschieben verleiht dem Möbelstück einen leichten „IKEA“-Look.
Um die Lampenschiene zu verdecken, wurde eine 4 mm-Multiplexplatte an die Oberkante angeleimt, die mittig mit der Mittelstrebe, rechts bündig mit dem Möbelstück abschließt und nach oben etwas herausragt, da das Stromkabel für die Lampe durch eine Bohrung in die Oberplatte in die Wand führt.
Die Oberfläche wurde mit OSMO-Hartwachsöl behandelt. Eigentlich für Fußböden geeignet, aber auch für Möbelstücke einsetzbar. Abriebfest und widerstandsfähig gegen Flecken aller Art. Nutze ich mittlerweile für alle Oberflächen, die ich öle.
Zuletzt war die Aufhängung etwas knifflig. Zum einen läuft eine ca. 5 mm dicke Bordüre auf Mitte des Regals an der Wand entlang, die ich durch das Anleimen kleiner Klötzchen an den Ecken des Möbels ausgeglichen habe. Zum anderen wollte ich ein Bohren in die Fliesen vermeiden, da das Bad gerade zuvor saniert wurde. Die Anbringung des alten Regals hatte schon einige Bohrspuren hinterlassen. Die Aufhängung sollte möglichst verdeckt sein und gleichzeitig den statischen Ansprüchen genügen. Die Lösung war, eine Leiste auf die Fliesenkante aufzusetzen (25 mm), um eine bündige Ebene zu schaffen. Dann mit Hilfe von drei verstellbaren L-Winkeln (ca. 50 x 50 mm) das Regal mit der Leiste an der Wand befestigen (Schrauben: 6 x 60 mm).
Es ist geplant, noch eine Abdeckleiste anzubringen, da ein Teil der Winkel noch sichtbar ist.