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Urlaubsfreuden
Dieses Jahr ist der Sommerurlaub zeitlich ein wenig nach hinten gerückt. Schuld ist eine tolle Hütte in Dänemark, die nur noch zu einem späteren Zeitpunkt frei ist – die Letzte ihrer Art, nach langem Hin und Her zwischen Impfen und Quarantänefurcht. Nun wird es eine Sommerreise mit leichten Herbstnoten, weiter entfernt vom Meer als üblich, jedoch mit grandiosem Weitblick auf das wilde Meer.
Was passiert gerade noch?
Wolle und Stoff liegen derzeit ein wenig brach. Die rot-blaue Ringelsocke ist noch unvollständig und solo, mehrere Schlauchjerseys warten auf ihren Einsatz, zu Röcken vernäht zu werden. Ein Septemberprojekt. Der wild wachsende Basilikum nebst Dill und Petersilie stammt aus meinem neuen Corona-Hobby, dem Hochbeet-Gärtnern, und ist bereits geerntet. Die Puzzle-Berge für die Reise stapeln sich. Der heimatliche Esszimmertisch ist derzeit vom meinem ersten 3000-Teile-Puzzle belegt. Allem Ehrgeiz zum Trotz wird das Werk mich unvollendet nach Rückkehr wieder in Empfang nehmen. Die Bücherberge hingegen dürfen in Teilen mit, wahrscheinlich auch in diesem Jahr mit einem höheren Anteil an Belletristik. Ich überrasche mich selbst.
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Archiv ohne Foto :: Teil 1: Holz
Vor kurzem hatte ich einen meiner Ordner in der Hand, in denen ich sämtliche Anleitungen und kreative Ideen sammele, unter anderem auch viele Zeichnungen aus einer Zeit, in der ich noch regelmäßig getischlert habe.
Im Rückblick finde ich es bedauerlich, dass ich von vielen gebauten Möbelstücken keine Erinnerungsfotos habe, lediglich Fertigungsskizzen und Materiallisten. Da es auch aus anderen Bereichen meines Blogs (Wolle, Stoff, Papier) keine Bilder gibt, eröffne ich nun eine neue Reihe mit dem Namen „Archiv ohne Foto“. Es folgen noch andere Einträge, die sich im Laufe der Zeit noch auftun werden (z.B. im Keller meiner Eltern auftauchen werden).
Holzschuhregal
Meine Mutter ist seit über 40 Jahren mit einer Schuhverkäuferin im Ort befreundet und auch eine ihrer besten Kundinnen. Ich habe demnach viele Stunden in diesem Schuhladen verbracht und habe besagter Freundin zu einem ihrer Geburtstage ein kleines Schuhholzregal gebaut, das eine gute Größe hat, um es sich auf den Verkaufstresen zu stellen. Letztendlich weiß ich gar nicht, wo es genau gelandet ist. Vielleicht steht es auch in der Wohnung über dem Laden oder in dem Haus, in das sie sie vor einiger Zeit gezogen ist. Auf jeden Fall weiß ich, dass sie sich darüber gefreut hat und es in Ehren hält.
Auf der Zeichnung ist die Konstruktion ersichtlich: ein Kasten (250 x 130 mm) aus 10mm-Multiplex Birke mit eingenutetem Boden wird von zwei Holzschuhen aus dem selben Material gesäumt. Die Schnürsenkellöcher sind gebohrt und ein Stück Paketschnur dient als Schnürsenkel.
Gewürzregal
Bei diesem Möbelstück lässt sich sehr gut rekonstruieren, wann ich es gebaut habe. In der Regel habe ich für alle meine gefertigten Werke brav eine ordentliche Maßstabszeichnung gefertigt und mit Datum versehen.
Hier handelt es sich um ein Gewürzregal für meine Eltern, das ich ihnen 2006 zu Weihnachten geschenkt habe. Es sollte sich besser in das neue Design der damals renovierten Küche integrieren. Die beiden kleinen Kiefernregale, in denen zuvor die Gewürze gelagert wurden, waren bereits ausgesondert. Ich befand mich damals in meiner MDF-Phase, mit diesem Material ließ sich vieles schön schnell fertigen: Übergänge ließen sich glatter schleifen, Dübellöcher (fast) unsichtbar spachteln. Perfekt wäre noch die Oberflächenbehandlung mit der Spritzpistole gewesen, aber die stand mir in der Werkstatt nach meiner Lehrzeit leider nicht mehr zur Verfügung.
Das quadratische Regal ist schlicht gehalten, aus 12 mm dicker MDF-Platte gefertigt, weiß lackiert. Jedes Fach hat eine kleine Blende, die das Herausfallen der Gewürzbehälter verhindern soll. Im unteren, größeren Fach ist Platz für Öl- und Essigsorten. Da es eine Überraschung sein sollte und ich im Geheimen agieren musste, stand ich mit dem Zollstock im Supermarkt und habe Gewürzdosen von UBENA ausgemessen, damit der Kippwinkel stimmt.
Es hat gut gepasst. Leider hatte jedoch dieses Gewürzregal eine noch kürzere Lebenszeit als das vorherige. Die Gewürze befinden sich nun in einer Schublade – konkurrenzlos!
Flurregal
Hier folgt ein Möbelstück aus meiner Multiplex-Birke-Phase (das Holzschuhregal ist demnach wohl auch aus diesem Jahr). Es hing viele Jahre in unserer WG hinter der Wohnungseingangstür und hortete Schlüssel und je ein Fach für Griffbereites. Die Breite des Regals war auf die darunter hängenden Körbe von IKEA abgestimmt, in denen wir unsere Wäsche sammelten (in der Zeichnung abgebildet). Das Design, insbesondere der Schubkästen, war an entsprechend an das IKEA-Design angelehnt. Der Ecken des Korpus sind auf Gehrung gesägt, was den Vorteil hat, dass keinerlei Verbindungsmaterial (Schrauben, Dübel) benötigt wird. Die Fachböden springen 5 mm zurück, was dem Möbelstück mehr Leichtigkeit gibt.
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Noppen
Dank meines Berufs habe ich (fast) täglich Bücher in den Händen oder auf dem Bildschirm, die ich selbst nicht immer entdeckt bzw. wenn ich sie entdeckt hätte, vielleicht nicht immer durchgeblättert hätte.
In einem Bildband über eine Zukunftsvision der Stadt Stuttgart, der verschiedene Menschen porträtiert, bin ich auf einen Beitrag über eine Frau gestoßen, die mit einem grünen Daumen gesegnet ist und eine Wohnung voller Pflanzen hat. Die weiteren Details erinnere ich nicht mehr. Mich fesselte mehr der Anblick des Pullovers, den sie trug. Ein senfgelbes Exemplar, übersät mit Noppen.
Noppen hatte ich höchstens mal in meiner Kindheit gehäkelt (die gefürchteten Erdbeer-Häkeleien!), aber zuvor noch nie gestrickt. Vergessen war mein Vorsatz, keine weiteren Pullover in nächster Zeit zu stricken. Und da ich mich gerade in einer Zeit befinde, ich der ich über die Qualität meiner bereits gestrickten Stücke sinniere, fand ich die Idee akzeptabel, ein weiteres Kleidungsstück aus der bewährten Wolle Alta Moda Alpaca zu stricken.
Im Vergleich zu vielen anderen Qualitäten fusselt sie wenig bis gar nicht, pillt nicht und leiert verhältnismäßig wenig aus. Bei meinen jüngst gestrickten Pullovern fand ich den Ausleierungsgrad nach nur wenigen Tragestunden beachtlich. Dabei hatte ich sie weder gewaschen, noch Materialien verarbeitet, die anfällig für das Ausleiern sind (z.B. Baumwolle). Von einigen wenigen Stücken musste ich mich aus letzterem Grund irgendwann trennen, da die Ärmel immer länger und der Rumpf immer weiter wurde. Waschen und nass zurechtzupfen reichte irgendwann nicht mehr aus.Quelle: Stuttgart 2030 – eine Stadt für die Menschen, Peter Grohmann-Verlag -
Oberteile in Hülle und Fülle
Willkommen zurück!
Zunächst kommen hier die Fotos meiner fertigen Bluse. Detailfotos gibt es im Beitrag, der von meinem ersten Versuch erzählt. Wie ihr seht, habe ich an zusätzlichen Zentimetern bei den Armen nicht gespart. Das gute Stück sitzt nun sehr bequem. Nach dem ersten Waschen hat der Kragenstoff leider ein wenig gefranst. Dem werde ich in nächster Zeit mit ein wenig Schrägband (lila!) entgegenkommen. Der Schnitt ist auf jeden Fall super, und wenn ich mal wieder einen ausgefallenen Stoff entdecke, nähe ich die Bluse bestimmt noch ein zweites (drittes) Mal. Und nehme dann die Taillierung raus …
Nun aber zum zweiten Nähprojekt: dem Pullover für den Liebsten.
Auch hier stürzten mich die Maßangaben in große Unsicherheit, agiere ich doch immer im Geheimen und messe heimlich bereits vorhandene Kleidungsstücke. Im Gegensatz zu meiner Tunika bin ich auf eine kleinere Größe gewechselt. Ich hatte eine recht große Menge Stoff bestellt, die ich letztendlich fast vollständig aufbrauchte. Der Wechsel zur kleineren Größe zwang mich, Teile komplett neu zuzuschneiden. Dann waren zwei Teile im Schnitt nicht als im Bruch auszuschneidend gekennzeichnet und einige Male war ich unkonzentriert. Nach fünf Stunden Zuschneiden von Papier und Stoff sei es mir vergönnt.
Das fertige Werk lässt sich sehen: ich habe das etwas knifflige Einnähen des oberen Armabschnitts gemeistert. Die Passe sieht sehr schick aus. Am Ende ist es auf Wunsch des Beschenkten nur ein halber Hoodie geworden (Bauchtasche, aber ohne Kapuze). Das Bündchen (mein erstes Vernähen von Bündchenstoff!) habe ich noch um ein gutes Stück gekürzt, da es im Originalmaß ziemlich leierig saß. Da es sich bei einem der Stoffe um einen Sommersweat handelt, ist es eher ein langärmeliges Shirt als ein Pullover geworden.
Aber am wichtigsten: der Liebste hat sich gefreut, obwohl er kein Freund der Überraschungen ist!
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Osternähereien zu Pfingsten
Tunika „Katha“ und „Family-Shirt Männer“ von schnittchen.com, Stoff von Alles für Sachenmacher Ihr kennt es langsam: entweder hinkt der Text oder die Objekte, die für den Text erforderlich sind.
In diesem Fall sind es meine Nähereien rund um Ostern, für die ich Dank zweiwöchigen Urlaubs ausreichend Muße hatte. Meine Geduld wurde nämlich an einigen Stellen – teilweise selbstverschuldet – auf die Probe gestellt.
Vor einigen Wochen hatte ich mir zwei neue Schnittmuster bei schnittchen.com und passenden Stoff bestellt:
- eine Tunika aus Viskose und
- ein Sweatshirt für Männer (dank Bundle auch Schnitte für Kinder und Frauen enthalten).
Derzeit muss ich mich noch immer daran gewöhnen, bei der Stoffbestellung gleich an dazugehöriges Garn und weiteres Equipment zu denken. Ein spontaner Gang zum nächsten Karstadt gestaltet sich derzeit schwierig. Hat diesmal aber alles geklappt. So lag der Karton mit meinen Bestellungen einige Wochen bis zu meinem Urlaub in der Ecke und wurde dann kurz vor Ostern feierlich enthüllt.
Begonnen habe ich mit der Tunika namens Katha – meine erste Bluse und mein erstes Mal Viskosevernähen. Alles in allem aufregend. Der Schnitt ist für zwei Längen gedacht. Ich habe die kürzere Variante gewählt, die noch immer recht lang ist, wenn man sie, wie ich, nicht darüber sondern in die Hose/den Rock gesteckt tragen will. Theoretisch hätte ich hierfür die Taillierung aus dem Schnitt herausnehmen müssen, wollte jedoch keine Experimente wagen. Die Überraschungen holten mich trotzdem ein.
Das lief schief:
- falsche Größe: trotz großzügiger zusätzlicher Armzentimeter saß der übrige Stoff nach dem ersten Anziehen recht heißgewaschen
- Nähen des Kragens: leider habe ich den Fehler gemacht, mich in Foren verunsichern zu lassen, wie nun der Kragen korrekt genäht wird. Hätte ich die Anleitung korrekt weitergelesen, wäre mir aufgefallen, dass Frau Türck alles gut und genau beschrieben hat. Da es verschiedene Varianten des Schnittmusters gibt (mit Ärmeln/ohne Ärmeln, einfache Bündchen/Manschetten), befinden sich die finalen Schritte zum Nähen des Kragens ganz am Ende der Anleitung.
- wirklich unverzeihlich: ich habe den Stoff nicht gewaschen! Und Viskose ist echt fies. Auf anderen Blogs habe ich gelesen, dass er bis zu 15 Zentimeter einlaufen kann. Ein gutes Lehrstück: wenn man schlurig wird, gibt es kleine Aufwecker gratis.
Das war gut:
- der Stoff ist toll! Das Muster ist live genauso schön wie auf Bildern. Und trotz ausgeprägter Glitter- und Glitzerantipathie finde ich die goldenen Einwebungen todschick!
- durch die oben genannten Hindernisse bekam ich die Chance, mir die Bluse eine Nummer größer zu nähen. Selbst wenn ich den Stoff vorher gewaschen hätte, wäre das Tragen mit einer gewissen Sauerstoffarmut einhergegangen. Und da ich auf den seitlichen Reißverschluss gleich ganz verzichtet habe, hat sich die größere Größe auch hier bewährt. Der Kragen ist im zweiten Anlauf selbstverständlich nun auch so genäht, wie in der Anleitung beschrieben (Innenblenden zum Schluss annähen und von rechts im Nahtschatten feststeppen statt Innen- und Außenblenden gleich zu Anfang gegeneinander zu verstürzen und anzunähen).
Auf den Fotos seht ihr die Bluse aus dem ersten Versuch. Finale Fotos und Näherfahrungen mit dem männlichen Sweatoberteil folgen im nächsten Beitrag.