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Archiv ohne Foto :: Teil 1: Holz

Vor kurzem hatte ich einen meiner Ordner in der Hand, in denen ich sämtliche Anleitungen und kreative Ideen sammele, unter anderem auch viele Zeichnungen aus einer Zeit, in der ich noch regelmäßig getischlert habe.

Im Rückblick finde ich es bedauerlich, dass ich von vielen gebauten Möbelstücken keine Erinnerungsfotos habe, lediglich Fertigungsskizzen und Materiallisten. Da es auch aus anderen Bereichen meines Blogs (Wolle, Stoff, Papier) keine Bilder gibt, eröffne ich nun eine neue Reihe mit dem Namen „Archiv ohne Foto“. Es folgen noch andere Einträge, die sich im Laufe der Zeit noch auftun werden (z.B. im Keller meiner Eltern auftauchen werden).


Holzschuhregal

Meine Mutter ist seit über 40 Jahren mit einer Schuhverkäuferin im Ort befreundet und auch eine ihrer besten Kundinnen. Ich habe demnach viele Stunden in diesem Schuhladen verbracht und habe besagter Freundin zu einem ihrer Geburtstage ein kleines Schuhholzregal gebaut, das eine gute Größe hat, um es sich auf den Verkaufstresen zu stellen. Letztendlich weiß ich gar nicht, wo es genau gelandet ist. Vielleicht steht es auch in der Wohnung über dem Laden oder in dem Haus, in das sie sie vor einiger Zeit gezogen ist. Auf jeden Fall weiß ich, dass sie sich darüber gefreut hat und es in Ehren hält.

Auf der Zeichnung ist die Konstruktion ersichtlich: ein Kasten (250 x 130 mm) aus 10mm-Multiplex Birke mit eingenutetem Boden wird von zwei Holzschuhen aus dem selben Material gesäumt. Die Schnürsenkellöcher sind gebohrt und ein Stück Paketschnur dient als Schnürsenkel.


Gewürzregal

Bei diesem Möbelstück lässt sich sehr gut rekonstruieren, wann ich es gebaut habe. In der Regel habe ich für alle meine gefertigten Werke brav eine ordentliche Maßstabszeichnung gefertigt und mit Datum versehen.

Hier handelt es sich um ein Gewürzregal für meine Eltern, das ich ihnen 2006 zu Weihnachten geschenkt habe. Es sollte sich besser in das neue Design der damals renovierten Küche integrieren. Die beiden kleinen Kiefernregale, in denen zuvor die Gewürze gelagert wurden, waren bereits ausgesondert. Ich befand mich damals in meiner MDF-Phase, mit diesem Material ließ sich vieles schön schnell fertigen: Übergänge ließen sich glatter schleifen, Dübellöcher (fast) unsichtbar spachteln. Perfekt wäre noch die Oberflächenbehandlung mit der Spritzpistole gewesen, aber die stand mir in der Werkstatt nach meiner Lehrzeit leider nicht mehr zur Verfügung.

Das quadratische Regal ist schlicht gehalten, aus 12 mm dicker MDF-Platte gefertigt, weiß lackiert. Jedes Fach hat eine kleine Blende, die das Herausfallen der Gewürzbehälter verhindern soll. Im unteren, größeren Fach ist Platz für Öl- und Essigsorten. Da es eine Überraschung sein sollte und ich im Geheimen agieren musste, stand ich mit dem Zollstock im Supermarkt und habe Gewürzdosen von UBENA ausgemessen, damit der Kippwinkel stimmt.

Es hat gut gepasst. Leider hatte jedoch dieses Gewürzregal eine noch kürzere Lebenszeit als das vorherige. Die Gewürze befinden sich nun in einer Schublade – konkurrenzlos!


Flurregal

Hier folgt ein Möbelstück aus meiner Multiplex-Birke-Phase (das Holzschuhregal ist demnach wohl auch aus diesem Jahr). Es hing viele Jahre in unserer WG hinter der Wohnungseingangstür und hortete Schlüssel und je ein Fach für Griffbereites. Die Breite des Regals war auf die darunter hängenden Körbe von IKEA abgestimmt, in denen wir unsere Wäsche sammelten (in der Zeichnung abgebildet). Das Design, insbesondere der Schubkästen, war an entsprechend an das IKEA-Design angelehnt. Der Ecken des Korpus sind auf Gehrung gesägt, was den Vorteil hat, dass keinerlei Verbindungsmaterial (Schrauben, Dübel) benötigt wird. Die Fachböden springen 5 mm zurück, was dem Möbelstück mehr Leichtigkeit gibt.


Küchenplanung

In meinen Zwanzigern entwickelte ich ein Gespür für Design und begeisterte mich für Terence Conran, der einige großartige Bücher über Inneneinrichtung und Architektur verfasst hat, darunter eines mit Anleitungen zum Selberbauen von Möbeln und Innenausbau (vor knapp zehn Jahren auf diesem Blog schon einmal vorgestellt!). Er ist letztes Jahr im Alter von 88 Jahren verstorben.

Mein Liebster und ich wohnten damals erst kurze Zeit in unserer ersten gemeinsamen Wohnung, die recht einfach ausgestattet war. Die Küche enthielt lediglich einen alten Herd, eine Spüle mit Unterschrank und Durchlauferhitzer und eine Etagenheizung. Letztere nahm uns viel Platz in dem schon klein bemessenen Raum. Höchste Zeit, um sich ein Konzept zu überlegen, wie die Fläche am vorteilhaftesten genutzt werden kann.

Ich entwarf große Pläne: mit Ober-, Unterschränken und Arbeitsplatten. Der recht aufwändige Unterschrank ist es letztlich nicht geworden. Er ist in dem Buch beschrieben: die zwei Seitenteile bestehen aus einfachen geschraubten Holzrahmen mit Querleiste (Kiefer, Fichte), die mit dünnen MDF-Platten verkleidet werden und anschließend lackiert werden. Die Aufhängung der Böden erscheint unsichtbar, da die Blendleiste breiter geschnitten wird und die Auflageleisten verdeckt (siehe Abbildung).

Quelle: Conran, Terence: Do it yourself, 1993, Seite 95

Die zwei Oberschränke (letztendlich Regale, da ohne Türen) habe ich selbst konstruiert und aus Multiplexplatte gebaut (wir erinnern uns: Multiplex-Birke-Phase!). Gerades Außenmaß (1200 x 600), leicht zurückspringender Fachboden. Bei einem Regal eine zusätzliche Unterteilung für Kochbücher. Das in der Zeichnung linke Regal hängt in unserer jetzigen Wohnung im Badezimmer und hortet unsere Handtücher und Waschlappen.

Die Arbeitsplatte erstanden wir bei IKEA (Grusel-Buche, aber günstig). Ich musste sie leicht anpassen, mehrfach ölen und mit einer Leiste versehen.

Alles in allem war die Umsetzung nicht perfekt. Die Maßnahmen haben uns jedoch die Arbeit in der Küche zumindest etwas erleichtert. Das Anfertigen der Zeichnungen hat mir in jedem Fall viel Freude bereitet. Auch der Transport und die Aufhängung der Oberschränke ist mir noch immer in guter Erinnerung. Meine Freundin, ebenfalls gelernte Tischlerin, half mir damals, die beiden sperrigen Stücke mit ihrem Auto von A nach B zu fahren. Ausgerechnet an diesem Tag war die Zufahrtsstraße wegen einer Demo gesperrt, so dass es eine Weile dauerte, bis wir unsere Wohnung erreichten.

Der Tipp mit der Aufhängung stammte ebenfalls von ihr: dafür benötigt man eine lange, stabile, schräg geschnittene Hartholzleiste, von der eine Hälfte am Regal festgeschraubt wird, die andere an der Wand. Diese Methode hat den Vorteil, dass man das recht schwere Möbelstück nicht die ganze Zeit für eine korrekte Ausrichtung festhalten muss, während man die Markierungen setzt. Vielen Dank, hält immer noch!

Verkaufstresen

In unserer Küche hingen mittlerweile seit drei Jahren die Regale an der Wand, als im Stockwerk unter uns (Souterrain) eine Frau in die bereits bestehende Bürogemeinschaft einzog, um ein Geschäft für selbstgenähte Kinderbekleidung zu eröffnen.

Wir freundeten uns ein wenig an und ich unterstützte sie, wo nur möglich. Im Mittelpunkt stand die Anschaffung eines geeigneten Tresens. Ich bot ihr an, einen gegen kleines Geld für sie zu bauen. Auf den Zeichnungen sind die verschiedenen Entwürfe zu sehen. Letztendlich entschied sie sich für das Modell mit leicht überstehender Platte, Auflagefläche auf Seite der Kund:innen und ein aufgebauter Sichtschutz für den Kassenbereich.

Neben meiner vollen Stelle mit täglich drei Stunden Pendeln verbrachte ich in dieser Zeit also noch meine Wochenenden in der Werkstatt. Rückblickend fand ich meinen Einsatz ganz beachtlich. Der Tresen kam leider nie richtig zum Einsatz. Kurz nach Eröffnung des Geschäfts gab die neue Bekannte nämlich schnell auf und arbeitete wieder als Angestellte. Mit ihrem Auszug aus dem Geschäft verloren wir uns aus den Augen.

Ich bedauere es sehr, aus dieser Zeit kein einziges Foto zu haben.

 

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