• Aus dem Leben,  Kultur,  Wolle

    Rückblick und Start ins neue Jahr

    In wenigen Tagen ist der erste Monat des neuen Jahres bereits vergangen. Ich erlaube mir an dieser Stelle, einen kurzen Rückblick auf 2020 zu werfen und euch von meinen sechs Lieblingsbüchern der Belletristik und Sachliteratur zu berichten. Die Zahl sechs hat sich zufällig ergeben, insgesamt waren es knapp 60 Bücher und Hörbücher, einige davon habe ich ein zweites oder drittes Mal gelesen bzw. gehört. In meiner Auswahl befinden sich ausschließlich Erstlinge und die Reihenfolge ist zufällig.

    King, Stephen: Das Mädchen

    Von Stephen King habe ich bislang mehr Verfilmungen gesehen als Bücher gelesen. Den Titel «Das Mädchen» habe ich zufällig gefunden, er wurde mir bei Apple Music vorgeschlagen. Ein neunjähriges Mädchen verirrt sich bei einem Familienausflug in den riesigen Wäldern von Maine und ist ganz auf sich allein gestellt. Aus verschiedenen Perspektiven wird beschrieben, wie sie den Weg zurück in die Zivilisation sucht, ums Überleben kämpft und wie gleichzeitig die Suche nach ihr beginnt. Mich hat am meisten die Reife des Mädchens beeindruckt mit der sie die Lage meistert, zumal sie als Stadtkind keinerlei Erfahrung mitbringt, sich in der freien Natur zurechtzufinden. Ein Buch mit erstaunlich wenigen – für King ansonsten typischen – Horrorelementen. Aus meiner Sicht eine tolle Hymne an die starken Mädchen dieser Welt.

    Krien, Daniela: Die Liebe im Ernstfall und Irgendwann werden wir uns alles erzählen

    Auf Daniela Krien bin ich eher zufällig gestoßen, habe aber gleich zwei Bücher von ihr gelesen, die nun auch beide in dieser Liste gelandet sind. Die Autorin ist in der DDR geboren und aufgewachsen. Ihre Bücher sind geprägt vom Zeitgeist kurz nach der Wende, dem Umgang mit der neuen Freiheit, aber auch den Verlusten und Unsicherheiten, die damit einhergingen.

    «Die Liebe im Ernstfall» erzählt von fünf Frauen, deren Wege sich an einer Stelle im Leben kreuzen. Alle führen stark unterschiedliche Leben, aber alle hadern mit ihrem Schicksal. Es geht im Kern um die Frage »was bedeutet Freiheit?«. Für manche kann auch sie als Zwang erlebt werden –den Zwang, wählen zu müssen, Entscheidungen zu treffen. Die Erzählung endet recht abrupt und lässt einen damit noch ein wenig den eigenen Gedanken nachhängen.

    In «Irgendwann werden wir uns alles erzählen» geht es um die Liebe zwischen einer 17-jährigen Schülerin, Maria, und einem 40-jährigen Mann vom Nachbarhof. Die beiden leben in einem Dorf nahe der kurz vor Beginn der Handlung noch existierenden, deutsch-deutschen Grenze. Maria hat einen gleichaltrigen Freund, fühlt sich jedoch magisch zu dem älteren Mann hingezogen, der ihre Sehnsucht nach Leben und Aufbruch zu erfüllen scheint. Zwischen den beiden besteht ein ambivalentes Verhältnis und teilweise kommt es zu brutalen Szenen. «Die Sprache leuchtet in diesem Roman» steht auf dem Klappentext. Das kann ich nur bestätigen.

    Balzer, Jens: Das entfesselte Jahrzehnt

    Zu meinem vierzigsten Geburtstag hatte ich mir dieses Buch über den Sound und Geist der 70er Jahre gewünscht. Jens Balzer nimmt uns mit auf eine Reise durch das Jahrzehnt, in dem viele Geschehnisse der 60er Jahren nachwirkten, aber auch viele Neues begann. Balzer beginnt seine Beschreibung im Jahr 1969 mit der Mondlandung und Woodstock und endet mit dem Zenit des Punks und dem beginnenden Zeitalter der Digitalisierung. Was noch? Die neue Frauenbewegung, die Androgynität der Menschen und die Rolle von David Bowie, die Manson-Family, der Okkultismus und der deutsche Herbst, die «Schulmädchen-Report»-Filme, bunte Farben und wilde Formen im Bereich Einrichtung, Frisuren und Fernsehsendungen, Ökos vs. Spießer, Disco-Musik, antiautoritäre Erziehung und das entfesselte Puppentheater (Muppets, Sesamstraße & Co.), Antifa, Star Wars und die Anti-AKW-Bewegung. Es gibt wenige, dafür großartige Bilder. Doch das macht nichts, denn bunt ist schon der Text.

    Nocun/Lamberty: Fake Facts

    Das absolute MUSS-Buch für alle, die verstehen möchte, was Menschen in der »Querdenken«-Bewegung und auf den sogenannten Hygiene-Demos vereint. Corona-Verschwörungserzählungen bilden jedoch nur einen kleinen Teil des Buches, da die Pandemie kurz vor Erscheinen des Buches ausbrach und die Autorinnen mit diesem Thema ihre Arbeit abschlossen. Es ist überaus interessant zu erfahren, was Flat Earth-Gläubige, Impfgegner, Reichsbürger und Coronaleugner dazu motiviert, sich zu radikalisieren, an ihren Wahrheiten komme was wolle festzuhalten und die Rolle der neuen Medien zu beleuchten. Hilfreich sind auch die Tipps der Autorinnen, wie wir uns verhalten, wenn Menschen in unserem nahen Umfeld plötzlich mit auf den Verschwörungszug aufspringen und immer weniger von Fakten zu überzeugen sind. Wer möchte, kann auch einiges über ihre/seine eigene Verschwörungsmentalität herausfinden, denn – so die Psychologin Lamberty – bei jedem Menschen ist ein gewisser Grad an Verschwörungsglaube vorhanden. Erst die Dosis mache das Gift.

    Stefanowitsch, Anatol: Eine Frage der Moral

    Regt ihr euch auf, dass Kinderbücher wegen des Wortes N-Wortes umgeschrieben werden? Und warum die Sprachverhunzung nicht aufhört, in dem man (!) überall die weibliche Sprachform einführen möchte und jetzt auch noch für das dritte Geschlecht Sorge tragen soll? Wenn ihr mindestens eine der Fragen mit »Ja« beantworten könnt, ist es Zeit für die Lektüre des kurzweiligen Werkes von Anatol Stefanowitsch. Sprache ist mächtig und bildet die Herrschaftsverhältnisse einer Gesellschaft ab. Zitat des Autors: «Gerechte Sprache allein schafft noch keine gerechte Welt. Aber indem wir sie verwenden, zeigen wir, dass wir eine gerechte Welt überhaupt wollen.» Der Sprachwissenschaftler hat zu seinem Buch einen unterhaltsamen Vortrag gehalten, der im Deutschlandfunk Nova Hörsaal zu finden ist.


    Brigitte Patentpullover aus Lana Grossa Brigitte No. 2 Farbe 20

    Ich bin ins Jahr 2021 mit meinem sechsten (!) «Corona-»Pullover gestartet, den ich in meinen letzten Urlaubstagen Anfang des Monats endlich fertiggestrickt habe. Die Anleitung habe ich bei Wollplatz erstanden. Das Garn strickt sich sehr angenehm, wird sich wahrscheinlich etwas schneller Verfilzen beim Tragen, aber damit kann ich leben. Mit der Auswahl der richtigen Größe habe ich mich wieder einmal etwas schwergetan, mich nach Stricken der Maschenprobe für die Größe M mit kleineren Nadeln entschieden (statt 5 und 6 Nadeln 4,5 und 5,5). Trotz großzügiger Bemessung konnte ich mich diesmal mit Restgarn zuschmeißen. Die Affenarme haben genug Platz, der Pullover ist insgesamt schön kurz, so dass die Schwerkraft noch Spielraum hat (dass einige Wollpullover mächtig trotz guter Pflege ausleiern, musste ich gestern wieder einmal beim Tragen einer meiner ersten Zopfmuster-Pullover bemerken). Den Kragen habe ich, entgegen der Angaben in der Anleitung, nicht mit Reihen linker Maschen abgeschlossen, sondern ich habe das Bündchenmuster weitergeführt, das auch bei diesem Modell mit verschränkten rechten Maschen gestrickt wird, was ich mittlerweile sehr favorisiere. Es ergibt ein schönes Maschenbild, das sich zudem gut vom Hauptmuster absetzt. Beim mittleren Bild könnt ihr die Schulterpasse sehen, die aus den Ärmeln herausgestrickt wird. Der Pullover ist etwas wärmer als meine petiteknit-Mohair-Pullover, aber in jedem Fall sehr angenehm zu tragen und passend zur kalten Jahreszeit.

     

    Nebenbei stricke ich an meinem neuen Winterset Mütze-Handschuhe-Schal aus dem DROPS-Garn Nepal, das ich bereits für meine Bibo-Jacke verwendet habe. Die Eule bewacht den Loopschal – Handschuhe und Mütze sind bereits fertig. Fotos und weitere Erläuterungen folgen.

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