Rolle rückwärts
Heute unterstelle ich mir selbst einen gewissen Wahnsinn. Von Zeit zu Zeit von Dingen, die zu langsam gehen oder prozesshemmend sind, leicht genervt bis latent cholerisch reagierend, bin ich, wenn es um das Erstellen von Gegenständen aus Wolle, Stoff oder Holz geht, erstaunlich langmütig.
Eine Woche auf der Couch mit dicker Erkältung ließ mich innehalten und meine fast (!) fertig gestrickte senffarbene Jacke noch einmal in Ruhe betrachten. Seltsam, sie wirkte doch etwas weit, zumindest weiter als ein weit, das noch gut aussieht. Woran lag es? Ich strickte mit dem Originalgarn, mit der angegebenen Nadelstärke und hatte brav meine Maschenprobe angefertigt. Die Anleitung hatte ich mir als PDF abgespeichert – allerdings wurde die Zeichnung mit den fertigen Maßen leider nicht mit übertragen. Dies hatte zur Folge, dass ich munter weiterstrickte. Und, wie ich einem meiner letzten Beiträge schrieb, ging auch noch die Wolle zur Neige, was mich ebenfalls hätte stutzig machen müssen. Ich ärgerte mich jedoch über ungenaue Mengenangaben in der Anleitung. Nun griff ich jedoch zum Maßband: das Rückenteil sollte 54 cm messen – bei mir hatte es stolze 66 cm erreicht. Bei Vorderteilen und Ärmeln das gleiche Drama. Really too much oversize!
Was tun? Böse sein, weiterstricken und Wolle nachkaufen? Nein, lieber drei Stunden Aufribbeln in Kauf nehmen, die Maschenanzahl an die vorgebenen Maße anpassen und sich darüber freuen, dass man am Ende ein schönes (und passendes) Kleidungsstück hat.
Wahnsinnig – ja, aber es gibt so viele andere irre und zeitfressende Tätigkeiten. Von meinem 2000-Puzzle wisst ihr ja noch gar nicht …
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