Wolle

alles aus Wolle

  • Aus dem Leben,  Wolle

    Sommer 2021

    Seezeichen Blokhus, Nordjütland

    Auch dieser Sommer neigt sich dem Ende.

    Zwei Wochen Dänemark waren gewohnheitsgemäß entspannend. Diesmal mit weniger Puzzleteilen, dafür mit mehr gelesenen Büchern:

    • Was ich euch nicht erzählte (Celeste Ng) beschreibt, welche tragischen Folgen es haben kann, wenn Eltern ihre Wünsche auf die Kinder projizieren und diese sie nicht erfüllen können/wollen (in diesem Buch geht es zudem noch um Elternteile mit anderer Hautfarbe)
    • Home sweet home (Joy Fielding): der neue Roman, an dessen Ende ein Mord in einer beschaulichen Wohngegend geschieht. Alle Beteiligten haben ein Motiv, niemand erscheint unverdächtig.
    • Ein Wochenende (Charlotte Wood) erzählt davon, wie (Frauen-)Freundschaften sich im Laufe eines Lebens verändern. Und dass auch unterschiedliche Charaktere wieder zueinander finden können.
    • Time is honey (Karl-Heinz Geissler): in diesem Buch geht es um Rhythmus und Takt im Leben und man lernt, dass die Uhr nicht die Zeit ist. Der Urlaub scheint ein guter Ort zu sein, sich mit Muße zu befassen.
    • In Der Feminist (Ivàn Repila) wird aus einem Mann, der sich bislang wenig bis gar nicht mit Feminismus beschäftigt hat, ein radikaler Kämpfer für Frauenrechte. Seine Mobilisierungsaktionen im Namen der Gleichberechtigung gehen allerdings recht weit.
    • High Energy (Jens Balzer): ein tolles Buch, um langsam aus dem Urlaub herauszugleiten. Schon sein Buch über die 70er hat mich gut unterhalten – bei der hier beschriebenen Popkultur der 80er wird klar, dass der Autor mit viel Herz in seiner Jugendzeit gelandet ist.

    Die Wolle war diesmal nicht mit im Gepäck, sondern kam erst ins Gepäck. Grund war eine spontane Geschenkidee, die sich erst in der Woche vor der Reise in meinem Kopf bildete. Die Nachbarin meiner Eltern, mit der ich in gewisser Weise aufgewachsen bin, bewunderte meinen Ankers Pullover, den ich am Tag meines Besuchs bei ihr trug. Da ich viele Frauen kenne, die jenseits der 55 keine Pullover mehr tragen, nur noch Jacken, habe ich mich entschlossen, das Jacken-Modell zu stricken (Ankers Cardigan).

    Eine Online-Bestellung der Wolle (diese gibt es bei uns nicht im Laden zu kaufen) wäre es zeitlich noch machbar gewesen. Als ich jedoch entdeckte, dass sie in dem Wollladen in Brønderslev erhältlich ist, den ich letztes Jahr erstmalig besuchte, warte ich noch ab und fuhr gleich am ersten Öffnungstag nach Ankunft (Montag) hin. Leider gab es nicht die gewünschte Farbe, ich musste mich mit einem Naturton zufrieden geben, dessen Name mich jedoch friedlich stimmte („oatmeal“, zu deutsch „Haferflocken“). Das gute Stück ist trotz hoher Anstrengung leider nicht rechtzeitig fertig geworden, die Beschenkte jedoch bereits vertröstet. Und wenn die Jacke dann endlich fertig sein wird: schon für den eigenen Schrank ist die Auswahl der richtigen Größe manchmal nicht leicht. Als Geschenk ist es allerdings ein wenig wie beim Roulette. Rien ne vas plus!

    Ankers Cardigan von petite knit (Filcolana, Qualität „Pernilla“, Farbe oatmeal)

     

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  • Aus dem Leben,  Stoff,  Wolle

    Urlaubsfreuden

    Dieses Jahr ist der Sommerurlaub zeitlich ein wenig nach hinten gerückt. Schuld ist eine tolle Hütte in Dänemark, die nur noch zu einem späteren Zeitpunkt frei ist – die Letzte ihrer Art, nach langem Hin und Her zwischen Impfen und Quarantänefurcht. Nun wird es eine Sommerreise mit leichten Herbstnoten, weiter entfernt vom Meer als üblich, jedoch mit grandiosem Weitblick auf das wilde Meer.

    Was passiert gerade noch?

    Wolle und Stoff liegen derzeit ein wenig brach. Die rot-blaue Ringelsocke ist noch unvollständig und solo, mehrere Schlauchjerseys warten auf ihren Einsatz, zu Röcken vernäht zu werden. Ein Septemberprojekt. Der wild wachsende Basilikum nebst Dill und Petersilie stammt aus meinem neuen Corona-Hobby, dem Hochbeet-Gärtnern, und ist bereits geerntet. Die Puzzle-Berge für die Reise stapeln sich. Der heimatliche Esszimmertisch ist derzeit vom meinem ersten 3000-Teile-Puzzle belegt. Allem Ehrgeiz zum Trotz wird das Werk mich unvollendet nach Rückkehr wieder in Empfang nehmen. Die Bücherberge  hingegen dürfen in Teilen mit, wahrscheinlich auch in diesem Jahr mit einem höheren Anteil an Belletristik. Ich überrasche mich selbst.

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  • Wolle

    Noppen

    Dank meines Berufs habe ich (fast) täglich Bücher in den Händen oder auf dem Bildschirm, die ich selbst nicht immer entdeckt bzw. wenn ich sie entdeckt hätte, vielleicht nicht immer durchgeblättert hätte.

    In einem Bildband über eine Zukunftsvision der Stadt Stuttgart, der verschiedene Menschen porträtiert, bin ich auf einen Beitrag über eine Frau gestoßen, die mit einem grünen Daumen gesegnet ist und eine Wohnung voller Pflanzen hat. Die weiteren Details erinnere ich nicht mehr. Mich fesselte mehr der Anblick des Pullovers, den sie trug. Ein senfgelbes Exemplar, übersät mit Noppen.

    Noppen hatte ich höchstens mal in meiner Kindheit gehäkelt (die gefürchteten Erdbeer-Häkeleien!), aber zuvor noch nie gestrickt. Vergessen war mein Vorsatz, keine weiteren Pullover in nächster Zeit zu stricken. Und da ich mich gerade in einer Zeit befinde, ich der ich über die Qualität meiner bereits gestrickten Stücke sinniere, fand ich die Idee akzeptabel, ein weiteres Kleidungsstück aus der bewährten Wolle Alta Moda Alpaca zu stricken.
    Im Vergleich zu vielen anderen Qualitäten fusselt sie wenig bis gar nicht, pillt nicht und leiert verhältnismäßig wenig aus. Bei meinen jüngst gestrickten Pullovern fand ich den Ausleierungsgrad nach nur wenigen Tragestunden beachtlich. Dabei hatte ich sie weder gewaschen, noch Materialien verarbeitet, die anfällig für das Ausleiern sind (z.B. Baumwolle). Von einigen wenigen Stücken musste ich mich aus letzterem Grund irgendwann trennen, da die Ärmel immer länger und der Rumpf immer weiter wurde. Waschen und nass zurechtzupfen reichte irgendwann nicht mehr aus.

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  • Wolle

    Winterset

    Mützenanleitung aus dem Buch „Heisse Nadel“

    Die Temperaturen steigen bereits wieder. Mein Winterset, bestehend aus Mütze, Schal und Handschuhen, war jedoch zur rechten Zeit fertiggestrickt, so dass ich bei Minusgraden gut gerüstet war.

    Warum ein Set? Mittlerweile habe ich eine bunte Sammlung an Wintersachen, die mich nervt, weil nichts wirklich zusammenpasst: mittlerweile zehn Jahre alte Lederfäustlinge, verschiedene Mützen und nur ein passender Schal. Mein Wunsch war, endlich mal einen Satz an Winteraccesoires zu haben, noch dazu in einer unaufdringlichen Farbe (ROT adé!).

    Ausgangspunkt war die Handschuh-Anleitung von Paulastrickt – ein schlichtes Paar Fäustlinge, wahlweise auch mit Punktmuster-Anleitung, die ich bei Etsy fand. Daraufhin habe ich mir gleich einen großen Berg Nepal-Wolle von DROPS bestellt.

    Mütze und Schal habe ich (halb-)freestyle gestrickt. Für die Mütze orientierte ich mich an der Anleitung „Kims Mütze“ von Joelle Hoverson aus ihrem Buch „Heisse Nadel„, das ich mir vor langer Zeit gekauft habe. Es enthält – einige leider fehlerhafte  – Anleitungen für gestrickte Geschenke.

    Den Schal habe ich frei gestrickt. Für den Maschenanschlag habe ich eine Kopflänge gemessen, so dass ich mir später bei Bedarf den Schlauch wie eine Kapuze über den Kopf ziehen kann. Die Länge misst bei mir ca. 60 Zentimeter.

    Das Muster folgt dem der Fäustlinge: Bündchen mit verschränkten Maschen, der Rest glatt.

    Ich habe nichts dagegen, wenn nun der Frühling kommt. Sollte es jedoch wieder kalt werden, bin ich gerüstet.

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  • Aus dem Leben,  Kultur,  Wolle

    Rückblick und Start ins neue Jahr

    In wenigen Tagen ist der erste Monat des neuen Jahres bereits vergangen. Ich erlaube mir an dieser Stelle, einen kurzen Rückblick auf 2020 zu werfen und euch von meinen sechs Lieblingsbüchern der Belletristik und Sachliteratur zu berichten. Die Zahl sechs hat sich zufällig ergeben, insgesamt waren es knapp 60 Bücher und Hörbücher, einige davon habe ich ein zweites oder drittes Mal gelesen bzw. gehört. In meiner Auswahl befinden sich ausschließlich Erstlinge und die Reihenfolge ist zufällig.

    King, Stephen: Das Mädchen

    Von Stephen King habe ich bislang mehr Verfilmungen gesehen als Bücher gelesen. Den Titel «Das Mädchen» habe ich zufällig gefunden, er wurde mir bei Apple Music vorgeschlagen. Ein neunjähriges Mädchen verirrt sich bei einem Familienausflug in den riesigen Wäldern von Maine und ist ganz auf sich allein gestellt. Aus verschiedenen Perspektiven wird beschrieben, wie sie den Weg zurück in die Zivilisation sucht, ums Überleben kämpft und wie gleichzeitig die Suche nach ihr beginnt. Mich hat am meisten die Reife des Mädchens beeindruckt mit der sie die Lage meistert, zumal sie als Stadtkind keinerlei Erfahrung mitbringt, sich in der freien Natur zurechtzufinden. Ein Buch mit erstaunlich wenigen – für King ansonsten typischen – Horrorelementen. Aus meiner Sicht eine tolle Hymne an die starken Mädchen dieser Welt.

    Krien, Daniela: Die Liebe im Ernstfall und Irgendwann werden wir uns alles erzählen

    Auf Daniela Krien bin ich eher zufällig gestoßen, habe aber gleich zwei Bücher von ihr gelesen, die nun auch beide in dieser Liste gelandet sind. Die Autorin ist in der DDR geboren und aufgewachsen. Ihre Bücher sind geprägt vom Zeitgeist kurz nach der Wende, dem Umgang mit der neuen Freiheit, aber auch den Verlusten und Unsicherheiten, die damit einhergingen.

    «Die Liebe im Ernstfall» erzählt von fünf Frauen, deren Wege sich an einer Stelle im Leben kreuzen. Alle führen stark unterschiedliche Leben, aber alle hadern mit ihrem Schicksal. Es geht im Kern um die Frage »was bedeutet Freiheit?«. Für manche kann auch sie als Zwang erlebt werden –den Zwang, wählen zu müssen, Entscheidungen zu treffen. Die Erzählung endet recht abrupt und lässt einen damit noch ein wenig den eigenen Gedanken nachhängen.

    In «Irgendwann werden wir uns alles erzählen» geht es um die Liebe zwischen einer 17-jährigen Schülerin, Maria, und einem 40-jährigen Mann vom Nachbarhof. Die beiden leben in einem Dorf nahe der kurz vor Beginn der Handlung noch existierenden, deutsch-deutschen Grenze. Maria hat einen gleichaltrigen Freund, fühlt sich jedoch magisch zu dem älteren Mann hingezogen, der ihre Sehnsucht nach Leben und Aufbruch zu erfüllen scheint. Zwischen den beiden besteht ein ambivalentes Verhältnis und teilweise kommt es zu brutalen Szenen. «Die Sprache leuchtet in diesem Roman» steht auf dem Klappentext. Das kann ich nur bestätigen.

    Balzer, Jens: Das entfesselte Jahrzehnt

    Zu meinem vierzigsten Geburtstag hatte ich mir dieses Buch über den Sound und Geist der 70er Jahre gewünscht. Jens Balzer nimmt uns mit auf eine Reise durch das Jahrzehnt, in dem viele Geschehnisse der 60er Jahren nachwirkten, aber auch viele Neues begann. Balzer beginnt seine Beschreibung im Jahr 1969 mit der Mondlandung und Woodstock und endet mit dem Zenit des Punks und dem beginnenden Zeitalter der Digitalisierung. Was noch? Die neue Frauenbewegung, die Androgynität der Menschen und die Rolle von David Bowie, die Manson-Family, der Okkultismus und der deutsche Herbst, die «Schulmädchen-Report»-Filme, bunte Farben und wilde Formen im Bereich Einrichtung, Frisuren und Fernsehsendungen, Ökos vs. Spießer, Disco-Musik, antiautoritäre Erziehung und das entfesselte Puppentheater (Muppets, Sesamstraße & Co.), Antifa, Star Wars und die Anti-AKW-Bewegung. Es gibt wenige, dafür großartige Bilder. Doch das macht nichts, denn bunt ist schon der Text.

    Nocun/Lamberty: Fake Facts

    Das absolute MUSS-Buch für alle, die verstehen möchte, was Menschen in der »Querdenken«-Bewegung und auf den sogenannten Hygiene-Demos vereint. Corona-Verschwörungserzählungen bilden jedoch nur einen kleinen Teil des Buches, da die Pandemie kurz vor Erscheinen des Buches ausbrach und die Autorinnen mit diesem Thema ihre Arbeit abschlossen. Es ist überaus interessant zu erfahren, was Flat Earth-Gläubige, Impfgegner, Reichsbürger und Coronaleugner dazu motiviert, sich zu radikalisieren, an ihren Wahrheiten komme was wolle festzuhalten und die Rolle der neuen Medien zu beleuchten. Hilfreich sind auch die Tipps der Autorinnen, wie wir uns verhalten, wenn Menschen in unserem nahen Umfeld plötzlich mit auf den Verschwörungszug aufspringen und immer weniger von Fakten zu überzeugen sind. Wer möchte, kann auch einiges über ihre/seine eigene Verschwörungsmentalität herausfinden, denn – so die Psychologin Lamberty – bei jedem Menschen ist ein gewisser Grad an Verschwörungsglaube vorhanden. Erst die Dosis mache das Gift.

    Stefanowitsch, Anatol: Eine Frage der Moral

    Regt ihr euch auf, dass Kinderbücher wegen des Wortes N-Wortes umgeschrieben werden? Und warum die Sprachverhunzung nicht aufhört, in dem man (!) überall die weibliche Sprachform einführen möchte und jetzt auch noch für das dritte Geschlecht Sorge tragen soll? Wenn ihr mindestens eine der Fragen mit »Ja« beantworten könnt, ist es Zeit für die Lektüre des kurzweiligen Werkes von Anatol Stefanowitsch. Sprache ist mächtig und bildet die Herrschaftsverhältnisse einer Gesellschaft ab. Zitat des Autors: «Gerechte Sprache allein schafft noch keine gerechte Welt. Aber indem wir sie verwenden, zeigen wir, dass wir eine gerechte Welt überhaupt wollen.» Der Sprachwissenschaftler hat zu seinem Buch einen unterhaltsamen Vortrag gehalten, der im Deutschlandfunk Nova Hörsaal zu finden ist.


    Brigitte Patentpullover aus Lana Grossa Brigitte No. 2 Farbe 20

    Ich bin ins Jahr 2021 mit meinem sechsten (!) «Corona-»Pullover gestartet, den ich in meinen letzten Urlaubstagen Anfang des Monats endlich fertiggestrickt habe. Die Anleitung habe ich bei Wollplatz erstanden. Das Garn strickt sich sehr angenehm, wird sich wahrscheinlich etwas schneller Verfilzen beim Tragen, aber damit kann ich leben. Mit der Auswahl der richtigen Größe habe ich mich wieder einmal etwas schwergetan, mich nach Stricken der Maschenprobe für die Größe M mit kleineren Nadeln entschieden (statt 5 und 6 Nadeln 4,5 und 5,5). Trotz großzügiger Bemessung konnte ich mich diesmal mit Restgarn zuschmeißen. Die Affenarme haben genug Platz, der Pullover ist insgesamt schön kurz, so dass die Schwerkraft noch Spielraum hat (dass einige Wollpullover mächtig trotz guter Pflege ausleiern, musste ich gestern wieder einmal beim Tragen einer meiner ersten Zopfmuster-Pullover bemerken). Den Kragen habe ich, entgegen der Angaben in der Anleitung, nicht mit Reihen linker Maschen abgeschlossen, sondern ich habe das Bündchenmuster weitergeführt, das auch bei diesem Modell mit verschränkten rechten Maschen gestrickt wird, was ich mittlerweile sehr favorisiere. Es ergibt ein schönes Maschenbild, das sich zudem gut vom Hauptmuster absetzt. Beim mittleren Bild könnt ihr die Schulterpasse sehen, die aus den Ärmeln herausgestrickt wird. Der Pullover ist etwas wärmer als meine petiteknit-Mohair-Pullover, aber in jedem Fall sehr angenehm zu tragen und passend zur kalten Jahreszeit.

     

    Nebenbei stricke ich an meinem neuen Winterset Mütze-Handschuhe-Schal aus dem DROPS-Garn Nepal, das ich bereits für meine Bibo-Jacke verwendet habe. Die Eule bewacht den Loopschal – Handschuhe und Mütze sind bereits fertig. Fotos und weitere Erläuterungen folgen.

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