• Aus dem Leben,  Stoff,  Wolle

    Urlaubsfreuden

    Dieses Jahr ist der Sommerurlaub zeitlich ein wenig nach hinten gerückt. Schuld ist eine tolle Hütte in Dänemark, die nur noch zu einem späteren Zeitpunkt frei ist – die Letzte ihrer Art, nach langem Hin und Her zwischen Impfen und Quarantänefurcht. Nun wird es eine Sommerreise mit leichten Herbstnoten, weiter entfernt vom Meer als üblich, jedoch mit grandiosem Weitblick auf das wilde Meer.

    Was passiert gerade noch?

    Wolle und Stoff liegen derzeit ein wenig brach. Die rot-blaue Ringelsocke ist noch unvollständig und solo, mehrere Schlauchjerseys warten auf ihren Einsatz, zu Röcken vernäht zu werden. Ein Septemberprojekt. Der wild wachsende Basilikum nebst Dill und Petersilie stammt aus meinem neuen Corona-Hobby, dem Hochbeet-Gärtnern, und ist bereits geerntet. Die Puzzle-Berge für die Reise stapeln sich. Der heimatliche Esszimmertisch ist derzeit vom meinem ersten 3000-Teile-Puzzle belegt. Allem Ehrgeiz zum Trotz wird das Werk mich unvollendet nach Rückkehr wieder in Empfang nehmen. Die Bücherberge  hingegen dürfen in Teilen mit, wahrscheinlich auch in diesem Jahr mit einem höheren Anteil an Belletristik. Ich überrasche mich selbst.

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  • Aus dem Leben,  Kultur

    “Pillars of our democracy” – Toni Morrison

    Als „Säulen unserer Demokratie“ bezeichnete die afroamerikanische Autorin Toni Morrison einst Bibliotheken. Khalil Gibran Muhammad, früherer Direktor des Schomburg Center for Research in Black Culture, eine Forschungsbibliothek der New York Public Library (NYPL), bedient sich im Film „Ex Libris – Die  Public Library in New York“ ihrer Worte.
    Ein knapp dreieinhalbstündiger Film eines beeindruckenden Dokumentarfilmes, den ich mir am letzten Feiertag zusammen mit meiner bibliothekarischen Freundin Schrägstrich Kollegin angeschaut habe.

    Als Bibliothekarin weiß ich, dass ich einen wunderbaren Beruf ausübe. Es ist jedoch schön, große Worte über diese Bildungseinrichtungen in einem Kinosaal zu hören, und noch einmal wieder vorgeführt zu bekommen, wie vielfältig Bibliotheken sind. Sie stehen jedem Menschen offen, unabhängig vom Einkommen, Alter, Geschlecht und Hautfarbe.
    Derzeit gibt es viel Diskussion über die Zukunft von Bibliotheken im Zeitalter des Internets, der schnellen Verfügbarkeit von Informationen und der damit einhergehenden Unabhängigkeit von Zeit und Ort. Der Beruf ist im Wandel, das stimmt.

    Wer jedoch die Existenz von Bibliotheken infrage stellt, hat entweder

    • ein Bild von Bibliotheken aus seiner Kindheit im Kopf bzw. noch nie eine Bibliothek von innen gesehen und die ganz besondere Stimmung gespürt, die diese Räume ausstrahlen
    • kennt sich mit der Regelschutzfrist im Urheberrecht nicht aus, die in der Europäischen Union und der Schweiz dafür sorgt, dass sämtliche Publikationen 70 Jahre nach dem Tod der Autorin/ des Autors als gemeinfrei gelten und erst dann in digitalisierter Form bereitgestellt werden dürfen
    • oder hat so viel Geld, dass die Beschaffung sämtlicher Medien und die Bezahlung kostenpflichtiger Datenbanken (in denen ca. 70 % der über klassische Suchmaschinen nicht auffindbaren Informationen stecken) kein Problem darstellt.

    „Ex Libris“ zeigt (beinahe) alle Facetten von Bibliotheken und ist eine wunderbare Reise in die Vergangenheit und Zukunft.

    https://static.independent.co.uk/s3fs-public/thumbnails/image/2018/07/11/12/exlibris.jpg?w968
    Quelle: www.independent.co.uk

    Gut zu lesen: „Die Idee der Bibliothek“ von Michael Knoche, dem ehemaligen Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek bei der Klassik Stiftung, Weimar

    Gut zu hören: den Autoren in der SWR-Sendung „Bücherregale adé? Wie sich die Bibliotheken fit für die Zukunft machen“ vom 13.08.2018.

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  • Kultur

    Nachtrag zu „Die Wand“

    Derzeit habe ich besonderen Umständen entsprechend Muße, meine Stapel von ZEIT-Ausgaben durchzuarbeiten (und meine Wolle belauert mich ebenfalls). Dabei bin ich auf einen Artikel gestoßen, der mich dermaßen aufgeregt hat, dass ich ihn hier verlinke, obwohl er dadurch mehr Raum bekommt, als ihm gut tut.
    Vielleicht ist es besser, weniger Rezensionen zu Filmen, die man mag, zu lesen und sich lieber der stummen Wolle zuzuwenden. Ich sagte ja bereits, dass sie mich belauert …

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  • Kultur

    Die Angst vor der absoluten Einsamkeit

    Einen guten Roman auf die Leinwand zu bringen, birgt meiner Meinung nach immer Risiken. Oft bleiben die Phantasiegebilde, die während des Lesens entstehen, beim Betrachten des Filmes auf der Strecke und werden enttäuscht.
    Julian Roman Pölsler ist als Drehbuchautor und Regisseur eine grandiose Verfilmung des Buches „Die Wand“ von Marlen Haushofer gelungen.

    Der Roman der früh verstorbenen Autorin handelt von einer Frau mittleren Alters, die zusammen mit ihrer Cousine und dessen Mann einige Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen möchte. Das Paar kehrt von einem abendlichen Ausflug in das Dorf nicht mehr zurück. Über Nacht hat eine unsichtbare, undurchdringbare Wand die Frau von der Außenwelt abgeschnitten. Jenseits der Wand herrscht Totenstille.
    Erstaunlich schnell arrangiert sich die Protagonistin mit ihrem Schicksal. Sie verspürt den Wunsch weiterzuleben, obgleich sich ihr keinerlei Zukunftsperspektive bietet, und beginnt, sich auf ein Leben in totaler Einsamkeit und Selbstversorgung mit Ressourcenknappheit einzurichten. Alleinige Weggefährten sind ein Jagdhund, den das Paar zurückgelassen hat, später eine Kuh und eine Katze.

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