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Holz im Garten – damals und heute
2005
Damals kam ich relativ frisch aus der Lehre und hatte Freude daran, endlich eigene Bauprojekte umsetzen zu können. Das Müllhäuschen, das ich für meine Schwiegereltern plante und baute war jedoch mein erstes «Outdoor-Projekt». Ich arbeitete erstmalig mit Bitumen und musste mich mit Korrisionsschutz beschäftigen.
Bis auf die Türen, die im Laufe der Jahre erheblich absackten und im letzten Sommer von mir entsprechend neu justiert wurden, hat sich das Häuschen sehr gut gehalten und trotzt seit über fünfzehn Jahren Wind und Wetter. Das Müllhaus ist nicht im Boden verankert und hat auch keine weitere Verbindung an der vorderen Bodenkante. Dies hätte gewiss noch ein wenig mehr Stabilität gegeben, jedoch das Heraus- und Hereinziehen der Mülltonnen behindert.
Auf jeden Fall fiel das Häuschen auch den Nachbar:innen auf und ich erhielt einige Anfragen für weitere Bauten.
Die Maße könnt ihr der folgenden Zeichnung im Maßstab 1:10 entnehmen.
2022
Siebzehn Jahre später liegen bereits sechs Jahre ohne Tischlerinnenpraxis hinter mir. Unsere Hausgemeinschaft hatte seit einiger Zeit den Plan, den sich bereits in leichtem Verwesungszustand befindlichen Fahrradunterstand durch einen neuen zu ersetzen. Es mangelte jedoch bislang an Zeit und Motivation.
Im Sommer steht der Bauplan. Der Nachbar, mit dem ich zusammen baue, schafft mit großem Eifer alle notwendigen Materialien zusammen. Wir wählen die witterunsgbeständige Douglasie als Bauholz aus und einigen uns auf eine Pfostenstärke von 70 x 70 mm.
Wir entscheiden uns für eine Bodenverankerung, eine Einhaltung der vorherigen Maße (2 Meter tief, 1,90 Meter hoch, 4 Meter breit) und eine Dachschrägung von circa zehn Grad.
Die besonderen Herausforderungen:
- ein sehr unebener Boden
- unterschiedliche Steine (Klinker und Pflaster)
- keine Kenntnis darüber, was sich im Boden an möglichen Hindernissen befindet und unsere Bodenverankerung möglicherweise gefährden könnte
- keine Werkstatt und wenige Maschinen (wir sägen einiges per Hand)
- wenig Platz und unbeständiges Wetter
Auf der Seite mit den Klinkersteinen arbeiten wir mit Einschlaghülsen, die sich gut in den eher sandigen Erdboden einschlagen lassen, jedoch noch nicht für die nötige Stabilität sorgen, die wir später durch Eckverbindungen und seitliche Verleistungen größtenteils ausgleichen können.
Auf der Seite mit den Pflastersteinen haben wir nur sehr schmale Erdspalten; wir verschrauben die Pfeiler nicht im Boden und lassen sie «schweben».
Insgesamt arbeiten wir in vielen kleinen Etappen, da die Arbeitszeiten, die Schichtdienstzeiten unserer Nachbar:innen – unter deren Fenstern das Ganze stattfindet – sowie das Wetter nicht immer kompatibel sind. Vor allem die Oberflächenbehandlung (zweimal Holzschutz, einmal Lasur) nimmt viel Zeit in Anspruch. Ein kleiner Kellerraum und der Flur bieten zudem wenig Fläche, um die vielen langen Leisten fachgerecht zu bearbeiten.
Als dann jedoch das Gerüst steht, geht es einigermaßen schnell voran. Die Wellblechplatten schrauben wir teilweise im Halbdunkel an (Danke, ihr leuchtenden Akkuschrauber!).
Das Anbringen der Regenrinne ist noch ein wenig knifflig, aber auch diese Hürde meistern wir. Wasser Marsch!
Ende Oktober weihen wir unseren schönen neuen Unterstand im Rahmen eines kleinen Glühwein-Umtrunks ein.
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Kleine dänische Frauen
Mit den Pullundern, die ich bislang gestrickt habe, bin ich nicht sehr zufrieden. Keine Ahnung, warum. Vor einigen Monaten stieß ich auf die Seite von strikkekaffe, einem weiteren skandinavischen Label, die es mir zur Zeit angetan haben.
Wie bei petiteknit werden auch deutsche Anleitungen angeboten. Die Anleitung für den Pullunder mit dem interessanten Flechtmuster habe ich in englischer Sprache erworben. Der Schnitt gefiel mir auf Anhieb – er hat schöne große Armausschnitte und eine gute Länge. Mit dem angegebenen Sandnes-Garn hatte ich bereits Erfahrung sammeln können beim Stricken meiner Bomberjacke. Ein naturbelassenes, etwas fusseliges Garn aus Norwegen. Durch den zusätzlichen Mohair-Faden jedoch etwas gebändigter. Ich habe mich aus praktischen Gründen für einen Grauton erschienen, da ich noch drei Banderolen Mohair-Wolle eines früheren (nie vollendeten) Projektes aus meiner Rebecca-Zeit aufbewahrt hatte.
Das finale Strickstück seht ihr auf den oberen drei Bildern. Davor gab es ein unfreiwilliges Probestück. Unfreiwillig, da lauflängen- und nadeltechnisch alles stimmte. Was ich – mal wieder – unterschätzt habe: die Körpergröße der dänischen und nun norwegischen Designerinnen. Es sind kleine Frauen, die sehr schlank sind, und bei denen Kleidungsstücke in Größe S oder M anders aussehen als bei einer Frau mit 1,79 Meter Körpergröße. Ich habe lange Beine und einen kurzen Oberkörper. Dennoch glich das erste Modell einem bauchfreien Wolltop, das ich zuletzt mit 15 Jahren getragen hätte, obgleich es wahrscheinlich genauso albern ausgesehen hätte. Zudem war der Halsausschnitt sehr (!) eng.
Ich hätte es früher merken können, dass mit der Länge und dem Ausschnitt etwas nicht stimmt. Leider blieb es beim hätte. Im zweiten Anlauf haben mir Flechtmuster-Kästchen-Zählen und Instagram-Fotos-Konsultieren geholfen. Folgendes habe dann geändert:
- zwei Kästchen-Reihen mehr am Anfang (bevor die Armausschnitte beginnen) > so haben es auch einige andere Strickerinnen gemacht
- eine Kästchen-Reihe mehr am Halsausschnitt > nun kam mein Kopf auch durch das Loch; ich hatte mich in der Anleitung zu sehr nur auf das angegebene Gesamtmaß konzentriert statt auf den Abstand Ausschnitt – Schultern
Das erste Modell habe ich in die Kleidersammlung gegeben, nachdem ich versucht hatte, es kleineren Menschen anzudienen. Das zweite Modell habe ich nun bereits ein paar Mal getragen und bin sehr zufrieden. Vielleicht werde ich doch noch eine Pullunder-Freundin.
Korshavn Slipover – erster Versuch -
Sommer 2022
Bevor auch dieser Sommer zu Ende geht, schreibe ich noch ein paar Zeilen zu unserem wieder einmal unvergesslichen Urlaub im hohen Norden Dänemarks.
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt definitiv auf Lesen, Puzzlen und Bewegung. Die Stricknadeln konnten sich ein wenig erholen und wurden lediglich ein wenig bewegt, um den zweiten Hundertwasser-Socken fertig zu stricken.
Folgend ein kurzer Überblick über meine Sommerliteratur:
- Kleine Feuer überall (Celeste Ng): was passiert, wenn ein nach Regeln ausgerichtetes Leben gehörig ins Wanken gerät
- Erwachsene Menschen (Marie Aubert): alte Familienstrukturen bleiben bestehen, auch wenn die Kinder erwachsen werden
- Die anderen (Laila Lalami): Krimi, Familiengeschichte und Migration in einem
- Trennungsroman (Anna Brüggemann): wie genau sehen die letzten Tage eines Paares aus, das sich trennt?
- Das hier ist Wasser (David Foster Wallace): hochgelobt, ich fand es jedoch banal und traurig, da aus den Zeilen die Stimme eines schwerdepressiven Menschen spricht, der sich kurze Zeit später das Leben nahm
- Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens (Tom Barbash): Eintauchen in die späten 70er mit John Lennon als Nachbar im Kleinkosmos des Dakota Buildings. Am Ende fehlte mir der Atem durch diese detailreiche Reise, ich hatte trotz allem ein gutes Leseerlebnis.
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Glæden ved ferien
Vor dem Urlaub geerntet und zu Pesto verarbeitet Bücherberge Hundertwassersocken unlimited Freude, Freude … es geht wieder gen Norden!
Die Literaturauswahl ist in diesem Jahr sehr umfangreich und etwas wahllos. Ich habe mir einfach alle Bücher, deren Titel ich mir in der letzten Zeit notiert habe, ausgeliehen oder gekauft. Alle werde ich keineswegs schaffen zu lesen, habe jedoch einen schönen Fundus, aus dem ich schöpfen kann.
Wollmäßig schränke ich mich dieses Mal etwas ein, lediglich ein Paar angefangene Hundertwasser-Socken sind im Gepäck. Das schlechte Gewissen peinigt mich, die Wände meines Kleiderschrankes wölben sich schon unter den größtenteils während der Pandemie entstandenen Wollpullovern und -jacken. Wahrscheinlich muss ich große Bögen um die örtlichen Wollläden machen, um nicht der Versuchung zu erliegen.
Meine obligatorischen 5000 Puzzleteilen werden mich ablenken, die Nordsee ist diesmal nur einen Dünengürtelsprung entfernt – ich bin glücklich.
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Groß und bunt
Nach langer Zeit habe ich mich mal wieder an meine Nähmaschine gesetzt. Herausgekommen sind zwei Dinge: eine bunte Tischdecke und eine große Einkaufstasche.
Der Stoff für die Tischdecke liegt seit seit ihrem Kauf (Bild B) in meinem Kleiderschrank. Von meiner letzten Tischdeckennähaktion hatte ich zum Glück noch naturfarbenes Garn. Nun ist der Stofflappen schick besäumt und freut sich darauf, bald mit den gelben Lampen um die Wette bunt zu leuchten.
Mit Taschen kann ich mich bekanntlich zuschmeißen, jedoch sollte man nicht unterschätzen, dass verschiedene Formate verschiedene Bedürfnisse befriedigen. So hatte ich in den letzten zwei Jahren Gefallen an einer Tasche gefunden, die mein Liebster einst als Werbegeschenk vom New Yorker erhielt. Aus groben Baumwollstoff und dezentem Aufdruck plus leichter Übergröße und etwas längeren Henkeln als üblich war sie der perfekte Begleiter für Markteinkäufe, wenn der Rucksack bereits voll war, die Schultern jedoch noch frei. Es endete in einem Drama, als ich auf die Idee kam, einige Einkaufsspuren zu beseitigen. Der Aufdruck war anscheinend nicht waschmaschinengeeignet, so auch der Stoff. Aus der Trommel kam eine Miniaturausgabe mit verwaschenen Farbresten.
Nach kurzem Zeter und Mordio hielt ich Ausschau nach einem guten Taschenschnitt, der mich über den Verlust hinwegtrösten sollte. Wenn schon eine neue Tasche, dann auch mit angepassten Bedürfnissen: längere Henkel, ähnlich wie ihr Vorbild, und einen breiteren Boden, um eine gewisse Standfläche für zu transportierende Gegenstände zu haben. Auf den Seiten von Initiative Handarbeit wurde ich fündig: die Aktion Make Me Take Me 2021 präsentierte verschiedene Taschenmodelle (genäht und gehäkelt) – ich entschied mich für die größere Version der Stofftasche, das kleinere Modell erschien mir zu klein.
Bei dieser Gelegenheit konnte ich eine alte Tischdecke verarbeiten, die für unseren größeren Tisch zu klein geworden war.
Da mir die Maße der nun minimierten Tasche nicht bekannt waren, hatte ich mich etwas verschätzt: die größere Version fiel größer aus als gedacht und reicht nun für mehrere Einkäufe. Aber Versuch macht klug, ich habe noch Reststoffe und Gurtband für die Henkel, so dass ich ein zweites Exemplar in der kleineren Variante nähen werde (oder eine improvisierte Größe dazwischen).
Bis dahin leistet mir jedoch die große Tasche, die ich nun habe, gute Dienste. Für den Transport voluminöser Sachen ist sie in jedem Fall perfekt!